Sonntag, 29. November 2009


Getreideernte

Ich kann mich noch erinnern, da wurden die Kornfelder mit der Sichel geerntet. Die Gefolgschaft von Mägden und Knechten, die im Dienst der Landbesitzer dienten. Kornmandl standen auf den Stoppelfeldern. Wir liefen barfuss vom Frühjahr bis in den Herbst. Kein Schuh drückte. Streiche spielten wir, wie es mein Vater schon tat. Wir sprangen um die Wette über die Kornmandl, dabei vielen so manche um. Herzenslust empfand ich dabei. Das Wetter spielte meist mit. Die Bauern haben ihre eigenen Regeln, was das Wetter betrifft. Bis das Getreide von den Halmen getrennt war, war ein langwieriger Weg.

Viele Leute waren damit beschäftigt beim Dreschen des Getreides mit zu helfen. Die Dreschmaschine, die mit Dampf angetrieben wurde, war eine technische Errungenschaft. So kam es dazu, dass Bauern und Gefolgschaft sich gegenseitig halfen. Eine Gemeinschaft entstand. Meist wurden diese zeitmäßig eingeteilt. Wir Kinder waren mitten unter dem hektischen Treiben. Gutes Essen gab's und am Abend saßen die Leute meist zusammen.
Zum Ausklang des harten Arbeitstages haben sie noch schöne Lieder gesungen.

Die technische Erfindung blieb nicht stehen. So löste der Mähdrescher die dampfbetriebene Dreschmaschine ab. Ich habe es miterlebt, als sie ins Technische Museum nach Linz überstellt wurde. Jetzt ernten einzelne Menschen, was früher von vielen Händen bestellt wurde. So rationalisiert sich die Arbeitskraft des Menschen. Technischer Fortschritt auf Schritt und Tritt.

Als ob ganze Zeitepochen ich durchlebt hätte. Noch bin ich nicht alt und dennoch habe ich technische Entwicklungen miterlebt. Zu meiner Kindheit waren die Straßen noch nicht asphaltiert. Wenige Autos waren zu sehen. Viele Menschen gingen zu Fuß. Pferdegespanne mit Anhänger, die noch Holzräder hatten. Sie waren bereift mit schmiedeeisenen Reifen.

Unser Bäcker fuhr mit seinen Pferden und dem Wagen bei jeder Witterung das Brot aus. Er kehrte in unserem Gasthaus immer zu. Trank sehr gerne und war er sternhagelvoll, fanden die Pferde mit ihm von selbst den Weg nach Hause.

Auch Mühlen gab es mehrere bei uns im Ort. Die das Getreide frisch mahlten. Erzählen könnte ich viele Geschichten aus meiner Kindheit auf dem Lande.

Zäzila Mayr



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