SICHTWEISEN

Weihnachten

Weihnachten ist heute
Ich erinnere mich an Weihnachten zu Hause
Heute bin ich mit meinen Kindern alleine
David, Clara und Lawrence
In meinem Elternhaus waren Weihnachten traditionell
Christbaum geschmückt mit silbernen Kugeln, Kerzen und Lameter
Zur Bescherung gab's selbstgemachte Geschenke
Kekse die meine Mutter mit Liebe gebacken hat
Lebkuchen, Linzer Augen, Kokosbusserl, Kletzenbrot
Bratäpfelduft
Am Tag des Heiligen Abends wurde bei uns zu Hause immer gefastet
Wir hatten ein Gasthaus
Spät war die Bescherung
Die Spannung war beinahe unerträglich
Es duftete nach Weihnachten - im Kachelofen knisterte das Holz
Die Lieder wurden gemeinsam gesungen
Ihr Kinderlein kommet
Es ist ein Reis entsprungen
Oh Tannenbaum
Still, still weil's Kindlein schlafen will
Es wird schon glei dumpa
Oh Du fröhliche
Stille Nacht
Mein Vater spielte Mundharmonika
Und mein Bruder begleitete ihn mit der Gitarre
Draußen lag der weiße Schnee
Der Himmel war glasklar
Die Sterne leuchteten viel heller als sonst
Es glitzerte die Landschaft in der Nacht
Jeder Schritt knirschte beim Gang zur Mette
Es war still
Die Christmette rührte mein Herz
Stille Nacht, Heilige Nacht, wie Franz Gruber und Josef Mohr sangen
Mit Zither- und Gitarrenbegleitung
Ich hatte stets Tränen in meinen Augen
Die Mette dauerte immer von zwölf Uhr Mitternacht bis ein Uhr dreißig
Der Heimweg auf schneebedeckter Straße zog sich
Meine Eltern und Geschwister wir marschierten zügig in der Kälte
Zum Aufwärmen gab's Tee
Nudelsuppe mit Frankfurter Würstel und Semmerl
Meist gingen wir erst um vier Uhr früh zu Bett
Unsere Eltern schliefen schon
Weihnachten zu Hause
Meine Eltern sind nicht mehr
Meine Geschwister wünschten mir per Telefon frohe Weihnacht
Meine Kinder, ja meine Kinder sind hier bei mir
Wie viele Weihnachten werden wir noch gemeinsam Weihnachten verbringen
Heute denke ich an all die Menschen die ich liebte, die mich lieben
Die Menschen denen ich in diesem Jahr begegnete auf meiner Reise
Sr. Lydia in Zlatna Livada
Der Patriach Bartholomäus in Istanbul
Der Herr in der Synagoge, der mir eine weiße Nelke schenkte
All meine Freunde auf dieser Welt, alle Friedensradfahrtfahrer, Freunde vom Skateverein
Fern und nah
Nah und fern
In Österreich, Brasilien, Schweden, Deutschland,
Italien, Senegal, Uganda, Madagaskar
P. Sebastian Painadath wünsche ich gute Genesung
Bischof Erwin Kräutler
Sr. Maria Silke Mallemann
Die Freunde vom Literaturpodium
Peter Waugh und die Gemeinschaft von open mic
All die liebgewonnenen Lyriker der Texthobel
Ganz besonders wünsche ich Erwin und seiner Familie frohe Weihnacht
Danke für die Förderung, das Geschenk meiner Seite
Du hast mir ermöglicht, dass ich hier schreiben kann.
Frohe Weihnachten

Zäzilia Mayr