Donnerstag, 4. März 2010

Die Bürde meiner Mutter

Meine Mutter schien unermüdlich
Sie war Vorzugsschülerin die gesamte Schulzeit
Fähigkeiten besaß sie, die ich bewundere
In einer Zeit, in der Frauenbildung kein Maß beigemessen wurde
Sie durfte nicht weiterlernen
Die Bestimmung als Frau, dem Manne zu gehorchen
Leistung erbringen
Dafür gedemütigt zu werden
Ihre Mühe alles gut zu machen
Perfekt zu sein
Richtig zu entscheiden
Geboren wurde meine Mutter ein Jahr nach Kriegszusammenburch
des Ersten Weltkrieges
Karge Zeiten
Sie war die älteste Tochter und musste schon als Kind hart mitarbeiten
Ihre Mutter war bettlägrig
Konnte nach der Genesung ihrer Krankheit nicht gehen
Musste erneut Schritt für Schritt vorwärtsgehen lernen
Meine Mutter hatte vier Geschwister
Einen älteren Bruder
Einen der jünger war, als sie und zwei Schwestern
Nachzüglerinnen
Der Altersunterschied betrug zehn und elf Jahre zu ihren Schwestern
Sie wuchs auf einem Bauernhof auf
Musterschülerin war sie
Der Lehrer Reiter liebte meine Mutter
Er war bemüht, die Eltern meiner Mutter, meine Großeltern zu überzeugen,
dass meine Mutter die Lehrerbildungsanstalt besuchen sollte.
Sie durfte nicht
Der zweite Weltkrieg nahte
Während der Kriegsjahre musste meine Mama all die Arbeit alleine schaffen
Sie war Obfrau des Bienenzuchtvereins während dieser Zeit
Der älteste Bruder fiel im Krieg an der Russischen Front
Er war Sanitäter und geriet ins Kreuzfeuer,
als er einem feindlichen Soldaten das Leben retten wollte.
Der zweite Bruder war auf Zypern stationiert
Bei Kriegszusammenbruch flüchtete er über die Balkanstaaten nach Hause
In Kärnten lief er zum Glück den Briten in Hände
Nach Gefangenschaft kehrte er lebendig nach Hause
Meine Mutter heiratete mit dreißig Jahren meinen Vater
Sie wurde Gastwirtin beim Kellerwirt
Sechs Kindern schenkte sie das Leben
Drei Brüder und zwei Schwestern hab' ich
Sie sind alle älter als ich
Mehreren Operationen musste sich meine Mutter unterziehen
Magenoperation, Strumaoperation, Brustoperation und noch weitere
Sie trug dennoch Lebensmut in sich
Zeitweise total erschöpft und ausgezehrt
Ihre Liebe schien unermüdlich
Ihr Bestreben war stets Gutes zu tun
Sie sagte sehr gerne: Schenkt Blumen im Leben, am Grabe blühen sie vergebens.
Ich liebe meine Mutter, obwohl sie nicht mehr am Leben ist
Für all Ihr Mühen
Für all Ihre Liebe
Für all Ihre Worte
Für all Ihre Zärtlichkeit
Danke ich ihr

Zäzilia Mayr

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