Samstag, 24. April 2010

Sr. Manuela

Zwei Jahre verbrachte ich im Kinderheim am Traunsee
Ich war neun Jahre alt
Ich wollte selbst ins Kinderheim
Die ersten zwei Jahre in der Volkschule Nußbaum in Waldzell waren eine Qual
Am absteigenden Ast des Lernerfolges befand ich mich
Meine Schwester Elisabeth war bereits zwei Jahre im Kinderheim
Ihr ging es dort besser, als zu Hause
Der Direktor Karl Hofpointner war ein Tyran besonderer Art
Er prügelte meine Schwester
Sie hatte die erste Klasse zweimal wiederholen müssen
In den Sommerferien lag sie mit Blindarmentzündung im Krankenhaus Ried
Sie vertraute ihr Seelenleid der Krankenschwester an
Diese empfahl unserer Mutter das Kinderheim in Traunkirchen
Von da an ging es meiner Schwester gut in der Schule
Der Lernerfolg stellte sich ein
Die Direktorin sagte zu meinen Eltern: Wäre Elisabeth von Anbeginn bei ihnen gewesen,
wäre sie hundertprozentig in die Hauptschule, wenn nicht ins Gymnasium gekommen.
Wir hatten unsere ersten Sommergäste.
Sie nahmen mich und Elisabeth zu einem Ausflug mit
Wir besuchten die Schwestern am Traunsee.
Die Schwester Oberin sagte zu mir: "Willst Du nicht auch zu uns kommen?"
Drei Wochen vor Schulbeginn
Ich bittete und bettelte meine Eltern an, sie mögen mich ins Kinderheim gehen lassen.
Mein Vater weinte.
Ich drehte mich um und ging fort mit neun Jahren.
Auf der einen Seite war es gut für mich, sonst wäre ich niemals soweit gekommen.
Sr. Manuela jedoch sie habe ich in Erinnerung
Sie stopfte mir den Bohneneintopf in meinen Mund bis ich mich übergab
Ich mag heute noch keine Bohnen
Alles Erbrochene landete auf ihrer Schürze

Zäzilia Mayr

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen