Sonntag, 28. März 2010

Der Bäcker von Waldzell

Der alte Bäcker
Johann Bachmaier
Er war Stammgast in meinem Elternhaus
Meine Eltern waren die Gastwirtsleute vom Kellerwirt
Ein altes Gasthaus
Es war gemütlich zu Hause beim Kachelofen
Die Wirtsstube war mit einer Gebirgslerchenholzdecke verkleidet
Ich sehe sie noch vor mir
Der Bäcker fuhr das Brot mit einem Pferdegespann aus
Er trank gern ein Achterl Weißwein
Beim Rückweg kehrte er meist nochmal ein
Da war er schon angesäuselt
Er erzählte aus dem Krieg
Von seiner Gefangenschaft in Sibirien
Im Jahr 1949 kehrte er unterernährt heim
Er war einer der wenigen Überlebenden
Die meisten starben an Typhus und sind erbärmlich erfroren
Er erzählte von der Wäscheausgabe in der Gefangenschaft
Da hieß es die Toten ausziehen und die Kleider der Verstorbenen anziehen
Ich bekomme noch heute Gänsehaut, wenn ich an seine Worte denke
Er wog neununddreißig Kilo als er heimkehrte
Was kann einen solchen Menschen noch erschüttern
Solche Qualen durchlebt und überstanden zu haben
Ist dieser Irrsinn von Nöten?
Unser Bäcker war ein seelenguter Mann
Ich habe ihn in Erinnerung
Seine Erzählungen
Sein Gesicht
Sein Leben
Er erzählte mir davon

Zäzilia Mayr

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